Forschung
Der wissenschaftlich-medizinische Nachlass (siehe Nachlass) des Bonner Radiologen Robert Janker (1894-1964) wurde 2011 an das Deutsche Röntgen-Museum in Remscheid/Lennep übergeben.
Der Nachlass Janker wurde inzwischen systematisch gesichtet. Recherchen zu Parallelüberlieferungen in anderen Archiven lieferten den Nachweis weiterer Archivalien, die zum Teil
im Rahmen von Schenkungen dem Nachlass hinzugefügt werden konnten.
Bisher konnten einige Forschungsfragen an das Material herangetragen und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung (IMGWF)
der Unversität zu Lübeck bearbeitet werden.
Aktuelle Projekte
Thorsten Kohl und Maiko Mundt
Die Röntgenkinematografie als Experimentalsystem
Der Bonner Radiologe Robert Janker (1894-1964) gilt als einer der Wegbereiter der Röntgenkinematografie. Die erste Entwicklung eines experimentellen Systems erfolgte in seinem Labor zwischen 1926 und 1937. Am Ende stand ein kommerziell verfügbares System, das von den Siemens-Reiniger-Werken auf Grundlage der Arbeiten Jankers realisiert wurde und in der letzten Entwicklungsstufe als Black Box zu begreifen ist. Der Entwicklungsprozess wird anhand des Konzeptes des Experimentalsystems, wie es von Hans-Jörg Rheinberger formuliert wurde, analysiert. Es zeigt sich, dass das Konzept einer Erweiterung bedarf, die mit dem Begriff des „Handlungsimperativs“ angemessen zu erfassen ist, wie er von Norbert Paul eingeführt wurde. Von Bedeutung für die Dynamik des Experimentalsystems ist die Arbeitsweise Jankers. Eine disziplinäre Zuordnung Jankers ist schwierig. Es wird gezeigt, dass sich diese Schwierigkeiten aus seiner Arbeitsweise ergeben, die traditionellen Vorstellungen einer Entwicklung medizindiagnostischer Systeme widerspricht und vielmehr im Sinne eines „Bastelns“ zu fassen ist. Seine Arbeitsweise ist für das Experimentalsystem prägend und somit Teil der Analyse. Als ein Beispiel für die Arbeiten Jankers wird auf die Fallot'sche Tri- und Tetralogie eingegangen, mit deren diagnostischer Differenzierung sich Janker auseinandergesetzt hat und die in seinen Filmen diskutiert und dokumentiert wird.
Material (Auswahl)
Filmauschnitt: Kontrastdarstellung des Herzens und der grossen Gefässe im Röntgen-Kinofilm (Minute 1:50 - 4:43)
Transkription Tonspur (Vollständig, 11.33 Minuten)
Literatur (Auswahl)
Literatur (Auswahl)
- Borck, Cornelius 2003. Vermessene Ströme. Zur Geschichte elektrophysiologischer Aufschreibesysteme am Beispiel von Elektrokardiographie (EKG) und Elektroenzephalographie (EEG). In: Ewald Konecny, Volker Roelcke und Burghard Weiss (Hg.). Medizintechnik im 20. Jahrhundert. Bd.18: Geschichte der Elektrotechnik. Berlin, Offenbach: 29–58.
- Dommann, Monika 2003. Durchsicht. Einsicht. Vorsicht. Eine Geschichte der Röntgenstrahlen 1896-1963. Zürich, Chronos.
- Graf, Herbert 1937. Technische Grundlagen der indirekten Röntgenkinematographie. In: Rudolf Grashey (Hg.): Verhandlungen der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. Band 31 . Bericht über den 28. Kongreß der Deutschen Röntgen-Gesellschaft vom 12. – 14. April 1937 in Breslau. Bd. 6: Beiheft zu Band 56 der Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen Georg Thieme Verlag: Leipzig: 97–90.
- Janker, Robert 1933. Die Röntgenkinematographie, ein Forschungs- und Lehrmittel. Dtschr. Ztschr. Chir. (240): 52–61.
- Paul, Norbert 1996. Der Hiatus theoreticus der naturwissenschaftlichen Medizin. Vom schwierigen Umgang mit Wissen in der Humanmedizin der Moderne. In: Cornelius Borck (Hg.). Anatomien medizinischen Wissens. Medizin – Macht - Moleküle. Frankfurt am Main: Fischer: 171–200.
- Rheinberger, Hans-Jörg: Experiment 2000: Präzision und Bastelei. In: Christoph Meinel (Hg.): Instrument – Experiment. Historische Studien. Berlin und Diepholz: GNT: 52–60.
Abgeschlossene Projekte
Bachelorarbeiten - IMGWF - Universität zu Lübeck
- Mundt, Maiko 2016. Die Anfänge der funktionellen Bildgebung im Oeuvre Robert Jankers.
- Kaczor, Wojciech 2017. Entwickung des Röntgenbildverstärkers im Hause Siemens zwischen 1947 und 1966.
- Wünsche, Sabine 2018. Digitalisierung und Webpräsenz historischer Dokumente zu den Anfängen der funktionellen Bildgebung.